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30. Apr. 2025

100 Tage Trump: Wachstum möglich machen – auch in unsicheren Zeiten

von Lea-Sophie Karle und Fabienne Hackel
Unbekanntes Terrain.

100 Tage Unsicherheit

Die ersten 100 Tage von Trumps zweiter Amtszeit waren geprägt von einem aggressiven Wirtschaftsnationalismus. Sein kompromissloses „America First“-Handeln hatte zur Folge, dass global große Unsicherheiten ausgelöst wurden – politisch, wirtschaftlich, sozial.

Konzentriert man sich allein auf die wirtschaftlichen Folgen, zeigt sich ein klares Bild: Die Maßnahmen haben weitreichende Auswirkungen. Die Kapitalmärkte sind massiv verunsichert, Verbraucher:innen und Unternehmen agieren zurückhaltend. Deutschlands Exporte schrumpfen, Handelsbedingungen verschärfen sich – das Wirtschaftswachstum wurde auf 0 % korrigiert. 2025 markiert damit das zweite Rezessionsjahr in Folge.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, eskalierende globale Krisenherde und die schleichende Erosion demokratischer Strukturen verstärken die wirtschaftlichen Unsicherheiten zusätzlich – von den politischen und gesellschaftlichen Folgen ganz zu schweigen. Und auch wenn die Klimakrise derzeit medial in den Hintergrund rückt: Sie ist alles andere als gelöst.

Wachstum in unsicheren Zeiten

2025 wirkt angesichts dieser globalen Unsicherheiten nicht wie das Jahr für mutige Business-Entscheidungen. Wer sich empathisch in die Lage vieler Entscheider:innen versetzt, kann das nachvollziehen: Bei Gewitter hält man lieber den Kurs, statt neue Wege auszuprobieren. Moderates Wachstum in bewährten Sphären erscheint vielen sicherer als Neues Wachstum in unbekannten Gewässern.

Doch damit gewinnt man lediglich Zeit. Die eigentlichen Herausforderungen verschwinden nicht – sie holen einen ein. Was heute aufgeschoben wird, wird morgen zur unaufschiebbaren Notwendigkeit.

Dennoch: Die erkaufte Zeit durch ein moderates Wachstum ist genau die Zeit, die es braucht, um das Schiff in ruhigere Gewässer zu fahren. Dort angelangt haben Entscheider:innen dann den Raum und die Klarheit, wieder mutige Entscheidungen zu treffen und den Kurs neu auszurichten. Unsere 5 Hebel für Wachstum in unsicheren Zeiten setzen bei der aktuellen Portfolioausrichtung oder Marktbearbeitung an und helfen den eingeschlagenen Kurs zu optimieren. Ob einzeln oder im Zusammenspiel – sie haben sich in der Praxis als besonders wirksam erwiesen. Spürbare Effekte traten in vielen Fällen bereits nach wenigen Monaten ein.

5 Hebel für Wachstum in unsicheren Zeiten

1. Portfolio: Ineffizienzen im Portfolio bereinigen
2. Innovation: Schlauere Investment-Entscheidungen treffen
3. Marketing: Bestehendes besser verkaufen
4. Kund:innen: Mit Up- und Cross-Selling den Customer Value erhöhen
5. Markt: Marktzugänge besser nutzen

1. Portfolio: Ineffizienzen im Portfolio bereinigen

Historisch gewachsene Produktportfolios sind oft träge, unübersichtlich und teuer in der Steuerung. Viele Unternehmen tragen Altlasten mit sich, die Ressourcen binden, interne Komplexität erhöhen und die Marktbearbeitung ineffizient machen. In einer Zeit knapper Budgets und zunehmenden Marktdrucks ist eine Portfolio-Bereinigung ein Hebel für Kosteneffizienz. Dabei geht es darum, Unschärfen, Überschneidungen und unprofitable Produkte zu identifizieren und konsequent auszusortieren. Ein strukturiertes Screening der bestehenden Portfolio-Cluster nach wirtschaftlichem Impact und Zukunftspotenzial schafft Klarheit und setzt dringend benötigte Mittel für strategische Investitionen frei.

Neben offensichtlichen KPIs wie Umsatz, Rendite, Invest sind für die Beurteilung des Impacts und des Zukunftspotenzials weitere Parameter spannend, wie beispielsweise:

  • Brand Strength: Wie stark prägt eine Einzelmarke des Portfolios das Verhalten der Kund:innen?
  • Portfolio Fit: Welchen Beitrag leistet das Produkt/der Service/die Einzelmarke für das Gesamtportfolio?
  • Growth Potential: Welche Möglichkeiten hat das Produkt/der Service/die Einzelmarke sich weiterzuentwickeln (bspw. durch Ausdehnung in weitere Sortimentsbereiche oder Märkte)?

2. Innovation: Schlauere Investment-Entscheidungen treffen

Schmalere Budgets wirken sich auf die Neugestaltung eines Portfolios aus, indem bei Produkt- und Service-Innovationen der potenzielle ROI (Return on Investment) immer relevanter wird. Bauchgefühl oder Innovations-Euphorie sind damit also spätestens jetzt passé. Stattdessen tun Entscheider:innen gut daran für Innovationen klare Business Ziele, Kennzahlen und Schwellenwerte zu definieren. Eine systematische Priorisierungslogik, die die erwartete Wirkung und die benötigten Ressourcen gegenüberstellt, sorgt dafür, dass Investitionen gezielt auf jene Projekte konzentriert werden, die in absehbarer Zeit einen substanziellen Beitrag zur Unternehmensentwicklung leisten.

Templates, die helfen die zu erwartende Wirkung und benötigte Ressourcen zu identifizieren:

  • Business Model Canvas – Oldie but Goldie – um das Umsatzpotenzial über Kund:innennutzen, Marktgröße, -sättigung und -wachstum zu identifizieren.
  • Ebenfalls Business Model Canvas, um den strategischen Fit über Bewertung der Kund:innenbeziehung, Skalierbarkeit, Nachhaltigkeit sicher zu stellen.
  • Business Case, um Investments über Kapital und Time To Maturity zu erreichen.

3. Marketing: Bestehendes besser verkaufen

Manchmal muss man das Rad nicht neu erfinden, sondern das vorhandene nur schneller drehen. Denn: Viele Unternehmen schöpfen für ihre bestehenden Produkte und Services das Marktpotential nicht voll aus. Relevante Zielgruppen werden nicht beachtet oder nicht angesprochen, zusätzliche Vertriebskanäle werden nicht genutzt, Werbebotschaften sind nicht verstanden. Was es in diesem Fall braucht, ist die gezielte Aktivierung des bestehenden Portfolios. Kurz: einen Sales Booster. Dafür überprüft man das ungenutzte Potenzial und erarbeitet kurz- und mittelfristig wirksame Aktivierungsmaßnahmen.

Suchfelder für liegengelassenes Potenzial sind beispielsweise:

  • Portfolio: Was sind Cash Cows, Stars, Poor Dogs und Question Marks – heute und gestern?
  • Trends: Welche Trends zeichnen sich in der agierenden Branche, Markt, Region, Zielgruppe ab? Und wie beeinflusse sie das eigene Portfolio oder die Marketingaktivitäten?
  • Zielgruppen: Gibt es verwandte Zielgruppen? Wie groß ist ihr Potenzial, je Segment und Markt?

4. Kund:innen: Mit Up- und Cross-Selling den Customer Value erhöhen

Bestandskund:innen sind oft der naheliegendste und effektivste Wachstumstreiber – doch sie werden in schwierigen Zeiten häufig vernachlässigt. Statt sich nur auf Neukund:innengewinnung zu konzentrieren, liegt ein wichtiger Hebel für Wachstum darin den Customer Lifetime Value bestehender Kund:innen zu maximieren. Up- und Cross-Selling Mechaniken helfen, den Umsatz pro Kund:in nachhaltig zu steigern.

Dafür sind jedoch zwei aufeinander aufbauende Anforderungen erfolgsentscheidend:

  • Wissen: Daten zu Kund:innenverhalten und -historie, schnelle A-B Test bei neuen Produkten, Services, Kampagnen uvm. sind unverzichtbar, um besser und schneller zu verstehen, was echten Mehrwert für Kund:innen liefert.
    Das wiederum ist die Voraussetzung für:
  • Engagement: Ziel ist es nicht, dass Kund:innen das eigene Produkt oder den Service nur nutzen, sondern dass sie eine gute Experience haben und somit ein hohes Engagement. Unternehmen, die mit diesem Customer Success-Mindset ihre Kund:innenbeziehung betrachten, sind erfolgreicher, was Wachstum über Bestandskund:innen anbelangt.

5. Markt: Eigene Marktzugänge besser nutzen

In unsicheren Zeiten den Sprung ins kalte Wasser wagen und neue Märkte zu erobern, kann riskant sein. Deshalb ist es ratsam, zunächst das Potenzial dort voll auszuschöpfen, wo bereits Marktzugänge bestehen. Schlüsselfragen sind beispielsweise:

  • Kanal: Welche Vertriebskanäle sind unterentwickelt?
  • Partnerschaften: Welche Partnerschaften könnten den Marktzugang verbessern?
  • Customer Journey: Wo gibt es ungenutzte Synergien?

Sind die Wachstumsprognosen für das eigene Core-Business erschöpft, kommt man nicht umhin neue Märkte zu erschließen, um weiter zu wachsen. Neben dem Verständnis der eigenen (potenziellen) Assets und Marktchancen, geht es vor allem um die Ableitung einer validen Einschätzung zu Investitionsbedarfen und potenziellem ROI. Hilfreich ist dabei eine Analyse anhand einer definierten Score Card, welche die Investment-These, Marktgröße, marktspezifischen Trends, Regularien uvm. abdeckt. Füllt man eine solche Score Card für mehrere Marktoptionen aus, ist im zweiten Schritt eine Vergleichbarkeit und damit Priorisierung anhand spezifischer Kriterien möglich.

Für Wachstum in unsicheren Zeiten braucht es einen Plan und klare Prioritäten

Da die nächsten 100 Tage Trump vermutlich nicht weniger stürmisch werden, sind Unternehmen gut darin beraten, ihre Ressourcen bewusst zu investieren. Schon kleine, gezielt eingesetzte Hebel – etwa im Portfolio, bei Investment-Entscheidungen, im Marketing, bei Kund:innen oder am Markt – können große Wirkung entfalten. Unsere fünf Hebel für Wachstum in unsicheren Zeiten helfen dabei, einen klaren Plan zu entwickeln – mit dem Unternehmen nicht nur zurück in ruhigeres Fahrwasser finden, sondern womöglich gestärkt aus der Trump-Krise hervorgehen können.

Wir freuen uns über Projektanfragen

Lea-Sophie Karle,

Business Partnerin Portfolio

Ein Porträt von Lea Sophie Karle