Neues Mindset für Neues Wachstum
von Kristina BonitzKristina Bonitz
CEO von diffferent
„Das erste Mal als ich von Neuem Wachstum gehört habe, war ich begeistert von dem konzeptuellen Gedanken, der sich daran anschließt. Denn Neues Wachstum ist eine perfekte Positionierung und Benennung für das, was wir gemeinsam vorhaben und auch, was mich als Mensch, Führungsperson und Strategin umtreibt."
Ich habe lange selbst nach einem Namen für diesen neuen Anspruch an Innovation und Transformation, dieses Zusammendenken von Herausforderungen aus Gesellschaft, Technologie und Business gesucht und ihn mit “Neuem Wachstum” tatsächlich gefunden. Was mich besonders anspricht ist, dass jede Person – egal wie nah oder fern sie mit unserer Branche verbunden ist – sich etwas unter diesem Begriff vorstellen kann. Er weckt Visionen, Gedanken, formuliert dabei einen hohen Anspruch und lässt trotzdem genug Raum für individuelle Wünsche und Interpretation. Das ist genau das, was ich mit meiner Innovationsarbeit in den vergangenen zwölf Jahren geleistet habe und auch bei diffferent weiter verfolgen werde.
Meine Empfehlungen und Gedanken für echte Innovation, gutes Business Design und Neues Wachstum habe ich hier zusammengetragen:
Altes loslassen, um Neuem Raum zu geben
Auf Kundenseite scheint in den letzten Jahren eine Art von Innovationsmüdigkeit bei gleichzeitig starkem Wunsch nach mehr qualitativem Wachstum vorzuherrschen. Genau da kommt das Neue Wachstum ins Spiel, weil es viele unterschiedliche Dimensionen, wie Markenstärke, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, mitdenkt. Aber man muss aufpassen und stark differenzieren, denn Neu ist nicht automatisch gut. Wenn man sich „Erfindungen“, wie den Windeltracker Lumi von Pampers anschaut, fragt man sich: Braucht die Welt das?
Einigen als neu gelabelten Produkten, fehlt es an Innovation und den dahinterstehenden Unternehmen an einer mutigen Innovationskultur. Deshalb springen viele Marken nur auf vermeintlich innovative Züge auf oder fokussieren sich auf Banalitäten, die das Kerngeschäft nicht betreffen, anstatt sich selbst vorzuwagen. Was viele Unternehmen erst noch lernen müssen: Neues Wachstum bedeutet vor allem Abschied nehmen und das bewusste Loslassen von ausgedienten Verhaltensweisen und Prinzipien, die nicht mehr nützlich sind. Und die nicht zu wahrer Innovation und Erfolg führen.
Ambivalenzen aushalten und im Spannungsfeld wahre Innovationen entdecken
Wir leben, nicht erst seit Corona, in einer Welt die komplex und oftmals schwer zu durchdringen ist. In der Vergangenheit wurde versucht dieser Komplexität durch die Fokussierung einzelner Blickwinkel aus dem Weg zu gehen. Aber weder der Fokus auf Business Model noch Nutzerzentrierung allein, können das Heilmittel sein. Was Unternehmen brauchen, ist eine Abkehr von zu einfachen Dogmen und Perspektivklüften. Statt sich an dem einen oder andere festzubeißen, gilt es beides gleichzeitig anzugehen. Um als Unternehmen neu zu wachsen, braucht es demzufolge eine neue Praxis, die es erlaubt zwischen Unsicherheit, Widersprüchen und Ambivalenzen zu navigieren und eine eigene Haltung dazu zu entwickeln.
Und diese Aufgabe ist enorm: Unternehmen müssen sich fragen, wie sich Gegensätze, wie zum Beispiel langfristige Strategien versus Quick Wins, neue Erfolgsfaktoren versus bestehende KPI Frameworks, Cross-Industry-Innovation versus Industrieexpertise sowie radikale Visionen versus agiles Arbeiten zusammenbringen können.
In diesem Zuge gehört es auch dazu nicht mehr alles Mögliche – Stichwort Lumi – zu innovieren, das heißt nicht noch mehr vom Gleichen, sondern sich die erfolgsversprechenden Ideen herauszufiltern und sich auf diese zu konzentrieren. Denn in unserer heutigen Welt kann neu schon lange nicht mehr mit besser gleichgesetzt werden. Stattdessen lautet die Aufgabe, nicht mehr die erstbeste Innovation umzusetzen, sondern kritischer mit Lösungsansätzen umzugehen und gleichermaßen mit Mut und Entscheidungskraft zu agieren. Die größte Herausforderung für Unternehmen im Bereich Innovation liegt aber darin trotz des kritischen Umgangs mit Ideen, sich selbst nicht einzuschränken. Diesem schmalen Grat hat sich das Neue Wachstum verschrieben und genau darin liegt seine Stärke.
Mit dem Business Design Mindset zu Neuem Wachstum
Um mit den Ambivalenzen umgehen zu können und wirklich Neues zu schaffen, braucht es aber ein ganz bestimmtes Mindset. Denn mit alten Mindsets lassen sich keine neuen Probleme lösen. Ergo: Wenn sich die Art zu Wirtschaften ändern soll, so muss sich zuallererst das Mindset ändern. Das Mindset des Neuen Wachstums ist wie geschaffen für die heutigen Herausforderungen: Es kann zwischen den oben genannten Widersprüchen navigieren. Es versteht die Komplexität und ist in der Lage alle Perspektiven übereinanderzulegen und kohärent zusammenzudenken. So bringt es die Ambivalenzen in Einklang, denn Multiperspektivität ist seine Haltung und mutige Inspiration mit Business Impact zu verbinden seine Stärke.
Doch ein starkes Business Design Mindset allein reicht nicht aus: Denn nach den strategischen Überlegungen muss am Ende auch der Übergang zur Umsetzung geschaffen werden. Und um diese zu wuppen, ist nicht zuletzt eine starke Zukunftsvision entscheidend.
Nostalgisch in die Zukunft denken
In letzter Zeit fällt auf, dass Zukunftsvisionen von heute aufgewärmten Matrix-Fantasien ähneln – und wenn man mal ehrlich ist, sieht Metaverse genau so aus – oder ein einfaches Kopieren von more of the same. Der Status Quo ist enttäuschend. Was es hingegen braucht, ist eine differenzierte Auseinandersetzung mit lebenswerten Zukünften und gleichzeitig eine große Vorstellungskraft, um die ausgetretenen Pfade zu verlassen.
Wir müssen uns fragen: Was sind Visionen für die Zukunft, zu denen wir hinwollen? Wir müssen nostalgisch werden nach der Zukunft und die Vorstellungen gestalten, die echte Sehnsüchte von Menschen, Unternehmen und Gesellschaften beantworten, statt diese zu verschrecken oder zu Nice-to-have-Utopien zu verkürzen. Und Neues Wachstum ist dafür genau der richtige Hebel: Ziel ist es gemeinsam Marken und Produkte zu schaffen, zu denen man sich als Mensch – nicht nur als Konsument:in – hingezogen fühlt. Durch die Ambivalenzen erhöht sich der Anspruch an solche Produkte und damit auch an die Innovationen an sich. Sie müssen jetzt nicht mehr nur Nutzerzentriert sein, sondern auch noch eine tolle Marken-Experience bieten und dabei nachhaltigen Ansprüchen gerecht werden. Erst durch die Verbindung all dieser unterschiedlichen Aspekte, kann Neues Wachstum gelingen.
Ein Manifest für neue Partnerschaften
Um diese Produkte und Marken zu kreieren und relevant zu halten, braucht es einen Partner mit Haltung und Entscheidungskraft, einen Partner, der mit Mut und Tatkraft, aber auch mit kritischer Perspektive die Zukunft zum Leben erweckt.
Um diesen Anspruch wahr werden zu lassen, braucht es zwischen Partner:innen mehr Gespräche über Haltung und Meinung und die Weitung des Blicks über die Grenzen der eigenen Branche hinaus.
Es braucht Verbündete, die einen Blick einnehmen können, der unterschiedliche Perspektiven und Sichtweisen vereint und innerhalb der herausfordernden Ambivalenzen unserer Zeit navigieren kann.
Es braucht Partner:innen, die Entscheidungen einordnen können und bis zum Ende für das Gelingen einstehen.
Dieser Vertrauenspartner wollen wir für unsere Kund:innen sein. Ein Partner, der Ergebnisse ernster nimmt, als sich selbst und so Tiefe und Substanz mit Leichtigkeit und Experimentierlust vereint. Und ich könnte mir keine bessere Crew für diese Rolle vorstellen als diffferent!