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Artikel
11. Sept. 2024

Seismograf für zukunftsfähiges Wirtschaften – Wie ein Rückbesinnen auf echten Unternehmer:innengeist uns voranbringen kann

von Paul End
Glimpse of the future

„Necessity is the mother of invention.” Is it?
Mehr und mehr wächst der Eindruck, dass diese alte Volksweisheit aktuell an Gültigkeit verliert. Not(wendigkeit) scheint derzeit nicht erfinderisch zu machen. Zumindest nicht im unternehmerischen Sinne. Dabei mangelt es nicht an Notwendigkeit: Die Vielzahl an Krisen trifft uns auf persönlicher, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher wie organisationaler Ebene. Unsere ‚Welt‘ – beschleunigt durch technologische Entwicklungen wie AI – ist nicht mehr nur kompliziert. Sie ist komplex. Sehr komplex.
Viele Unternehmen, insbesondere in Deutschland, begegnen dieser Komplexität mit einem Klammerreflex: dem konsequenten Festhalten an (ökonomischen) Erfolgsmodellen der letzten Jahrzehnte. Erfindergeist blitzt nur dann auf, wenn es darum geht, deren Effizienz zu steigern. Doch diese Art von Fortschritt ist in einer globalen, zunehmend digitalen Welt nur noch ein ‚Auf-der-Stelle-treten‘. Bestenfalls.

Vorankommen durch Rückbesinnen

Stattdessen ist es ein Rückbesinnen, mit dem Manager:innen ihre Unternehmen in diesen Zeiten voranbringen können. Ein Rückbesinnen auf die Grundtugenden von Unternehmer:innen: Das Aufgreifen und Durchsetzen von neuen Ideen, das kreative Kombinieren von ‚produktiven Kräften‘, das Aufbrechen existierender und das Schaffen neuer Strukturen. Selbst für Dynamik in der Organisation und im Markt verantwortlich zu sein, statt ‚nur‘ auf aktuelle Marktdynamiken zu reagieren. Kurzum: Ursache – und nicht Spielball – von Veränderung sein.

Dazu müssen Manager:innen nicht primär Erfinder:innen sein. Aber sie sollten ihre Energie darauf fokussieren, neue Ideen aufzuspüren, von ihnen zu lernen und in den eigenen Unternehmenskontext zu übertragen, statt sie als Fantasie, Utopie oder Ideologie abzutun. Ihr Auftrag: Seismograf für die Zukunftsfähigkeit des eigenen wirtschaftlichen Handelns zu werden.

Aber wie genau?

Ein guter Startpunkt kann sein, sich mit anderen Unternehmen zu befassen. Aus anderen Branchen. Aus anderen Ländern. Die kleinen und weniger kleinen Unternehmen, die die Chancen und Potenziale zentraler Wachstumshebel für zukunftsfähiges Wirtschaften – Organisationales Set-up, Marke und Geschäftsmodell – bereits heute unter Beweis stellen. 

Unternehmen wie Rebel Energy, ein schnell wachsendes Start-up in UK, das sich durch sein progressives organisationales Set-up auszeichnet und mittlerweile einer der beliebtesten Arbeitgeber in UK ist. Angetrieben von ihrem Anspruch ökologische Energie mit sozialen Themen zu verbinden, haben sie ein rollenbasiertes Organisationsmodell implementiert, das dezentrale Entscheidungen, Selbstorganisation und funktionsübergreifende Zusammenarbeit fördert.

Neben Start-ups lohnt auch ein Blick auf die großen Player: Ende 2024 soll das erste Supercharger Diner von Tesla in West Hollywood eröffnen . Eine retrofuturistische Idee, die die US-amerikanische Tradition der Drive-Ins & Diners der 1950er-Jahre mit Zukunftstechnologien verbindet. So sollen Gastronomie- und Entertainment-Angebote ein besonderes Markenerlebnis beim Laden von E-Autos bieten.

Ein weiteres Unternehmen, das man auf dem Radar haben sollte, ist ECOALF. Das nachhaltige Modeunternehmen stellt aus recycelten Materialien wie Plastik aus dem Ozean, Altreifen und Kaffeesatz hochwertige Kleidung her. Während sich viele noch theoretisch mit zirkulären Geschäftsmodellen befassen, hat ECOALF sie bereits umgesetzt. Seit 15 Jahren, mit wachsendem Erfolg. Für das Jahr 2024, in dem auf mehreren Kontinenten Neueröffnungen anstehen, ist ein Umsatz-Wachstum von 25 % prognostiziert, für das Jahr 2027 strebt das in Madrid gegründete Unternehmen einen Jahresumsatz von über 150 Millionen Euro an.

Es sind diese oder ähnliche Erfolgsgeschichten, die zeigen, wie zukunftsfähiges Wirtschaften heute (schon) funktionieren kann. Die eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Business-as-usual ermöglichen. Die es uns leichter machen, Zukunftsbilder zu formen. Davon, wie wir in Zukunft leben, arbeiten und wirtschaften wollen. Die Mut machen. Die uns mutiger machen. 

Und erfinderisch.

Wir freuen uns über Projektanfragen